Vorwärts-abwärts Reiten mit Uta Gräf

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Das Vorwärts-abwärts Reiten ist nicht nur am Ende einer Reiteinheit sinnvoll, sondern sollte immer wieder während des Trainings eingebaut werden. Immerhin tut nicht nur uns Menschen das Strecken nach einer anstrengenden Sporteinheit gut, sondern auch unseren Pferden! Doch wie soll es eigentlich aussehen und wie oft sollte man das Pferd Vorwärts-abwärts reiten?

Die erfolgreiche Dressurreiterin Uta Gräf beantwortet dazu eure Fragen und verrät, worauf es beim Vorwärts-abwärts Reiten ankommt und weshalb es nicht auf jedes Pferd gleich angewendet werden kann.

Wieso reiten wir überhaupt Vorwärts-abwärts?

Das Vorwärts-abwärts Reiten ist für mehrere Faktoren wichtig und sinnvoll. Zum einen kann das Pferd sich dabei sehr gut lösen und lockern, daher eignet sich das Reiten im Vorwärts-abwärts besonders für die Lösephase. Außerdem können die Muskeln sich dehnen und strecken, weshalb sich das Vorwärts-abwärts Reiten auch immer als Pause zwischendrin und am Ende einer Reiteinheit anbietet. Denn es ist auch ein Signal an das Pferd, dass es etwas gut gemacht hat und sich jetzt entspannen darf. Das steigert die Motivation und Lernbereitschaft! Und ein weiterer Punkt ist, dass das Reiten im Vorwärts-abwärts die Losgelassenheit des Pferdes überprüft, sowie die Einwirkung und Hilfengebung des Reiters. Nicht ohne Grund, wird auch gerne in Dressurprüfungen das „Zügel aus der Hand kauen lassen“ abgefragt.

Uta Gräf reitet ihr Pferd in Dehnungshaltung
Das Vorwärts-abwärts Reiten ist wichtig und sinnvoll.

Ist es für jedes Pferd sinnvoll?

Kurze Antwort: Ja! Das Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung der Muskeln ist für jedes Pferd wichtig und sinnvoll. Nur die Art und Weise wie man es umsetzt, ist individuell abhängig von dem, was das Pferd mitbringt und anbietet.

So soll ein richtiges Vorwärts-abwärts aussehen

Zunächst einmal muss man sich das Pferd dabei im Gesamten angucken. Es macht wenig Sinn, den Blick beim Vorwärts-abwärts nur auf den Hals zu richten. Denn Hauptaugenmerk sollte auf der Aktivität der Hinterhand, der Rückentätigkeit und dem Schwingen durch den gesamten Körper liegen. Im Trab sollte das Pferd also weiterhin fleißig untertreten und im Galopp durchspringen! Wenn das Pferd dabei korrekt an das Gebiss heranzieht, dann sollte die Dehnungshaltung so aussehen, dass sich die Pferdenase ungefähr auf Buggelenkshöhe befindet. Ein zufriedenes Abschnauben ist natürlich immer gewünscht und dann sozusagen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Treibe das Pferd in die Hand rein und lass dabei eine leichte Zügelverbindung bestehen.

Wie ist die richtige Hilfengebung für Vorwärts-abwärts?

Das A und O beim Vorwärts-abwärts Reiten ist, dass das Pferd noch am Sitz ist und an den Hilfen steht und nicht „auseinanderfällt“. Das Pferd soll nicht alleine gelassen werden, daher spielen die Hilfengebung und die Einwirkung eine wichtige Rolle: Das Pferd soll in die Hand reingetrieben werden, dabei bleibt eine leichte Zügelverbindung bestehen. Ansonsten fließt die Bewegung nicht mehr durch den Körper und die positive Spannung verpufft und geht verloren. Also unterstützen die Hilfen das Pferd, um im Gleichgewicht und in Bewegung zu bleiben. Das Bein soll dabei locker anliegen und nicht klemmen. Die Reiterhand geht dann langsam vor und entlässt das Pferd in die Dehnungshaltung.

Die Hilfen können natürlich dosiert und angepasst werden, je nachdem was das Pferd von selbst anbietet und wieviel Unterstützung es benötigt. Das zu fühlen ist dann die Aufgabe des Reiters.

Wie weit soll sich das Pferd dabei dehnen?

Wie weit sich das Pferd dabei dehnt, gibt es erstmal selbst vor. Sobald das Pferd den Kontakt zur Hand sucht, ans Gebiss ranzieht und sich die Stirn-Nasen-Linie vor den Senkrechten befindet, sind die Grundvoraussetzungen geschaffen für eine gute Dehnungshaltung. In der Regel sollte die Nase nicht tiefer als Buggelenkshöhe gehen, doch jedes Pferd sollte individuell betrachtet werden. Die Hauptsache ist: Es lässt den Hals ab dem Widerrist fallen und bewegt sich noch im Gleichgewicht, mit aktiv abfußender Hinterhand.

Achte darauf das Vorwärtss-abwärts Reiten richtig auszuführen.

Kann Vorwärts-abwärts schädigend sein?

Falsch ausgeführt, kann es stark auf die Vorhand gehen und zu einer Verkrampfung statt zu einer Entspannung der Muskulatur führen. Zum Beispiel, wenn der Rücken nicht mehr schwingt, der Bewegungsfluss stockt und sich das Pferd dann im Rücken festhält. Oder wenn das Pferd entweder zu sehr ins Laufen gerät und dann auf die Vorhand fällt, oder wenn die Hinterhand nicht aktiv ist, das Pferd als Resultat auseinanderfällt und nur noch vor sich hintrottet. Daher lieber auf das Vorwärts-abwärts verzichten, wenn es noch nicht klappt und stattdessen darauf hinarbeiten, dass die Grundbedingungen dafür stimmen. Ein Beispiel wäre hier am Gleichgewicht des Pferdes zu arbeiten. Gute Übungen, die gezielt an der Geraderichtung und Balance des Pferdes arbeiten, findest du in Claudia Butrys Kurs zur Schiefe des Pferdes auf wehorse.

Frag Uta: Probleme beim Vorwärts-abwärts Reiten

So einfach wie das Vorwärts-abwärts Reiten auch aussehen mag, soviel Tücken können dabei doch auftreten. Uta Gräf weiß zum Glück Rat und gibt den Wehorse-Usern Tipps, wie sie bestimmte Probleme, die dabei auftreten, besser in den Griff bekommen können.

Uta Gräf beantwortet deine Fragen zum vorwärts-abwärts
Euer Ziel sollte ein entspanntes Abkauen in allen Gangarten sein.

Was tun, wenn das Pferd dabei eilig wird?

Es gibt natürlich immer wieder Fälle, in denen Pferde beim Zügel aus der Hand kauen lassen, sehr eilig werden und dann nur noch „vor sich hinrennen“. Dabei geht dann der Takt, sowie die Selbsthaltung verloren, da solche Pferde die Reiterhand gerne als fünftes Bein zweckentfremden und sich auf den Zügel legen. In einem solchen Fall rät Uta, einen Zirkel anzulegen um das Tempo etwas herauszunehmen. Als nächstes sollte der Reiter schwerer und langsamer einsitzen, um dem Pferd den Takt vorzugeben. Das Ziel ist: Ein entspanntes Abkauen in allen Gangarten!

Wenn das Pferd die Tendenz hat, sehr tief zu kommen während es eilt, ist es sinnvoll das Pferd nicht „rundzumachen“ vor dem Zügel aus der Hand kauen lassen, sondern es sich eher nach vorne strecken zu lassen statt nach unten. Dabei sollte die Ganasche geöffnet werden. Außerdem gibt Uta den Tipp, am langen Zügel zum Schritt durchzuparieren, damit das Pferd verinnerlicht: „Dehnen hat mit Entspannen und Tempo rausnehmen zutun.“

Was tun, wenn das Pferd sich im Genick hoch einstellt?

Wenn das Pferd sich gerne „oben hinstellt“, dann fällt ihm der Weg in die Tiefe von Natur aus schwerer. Daher gerne beim Vorwärts-abwärts erstmal tiefer einstellen, auch wenn das Endziel die Höhe des Buggelenks sein sollte. Wichtig ist, dass das Pferd sich im Gleichgewicht bewegen kann und die Hinterhand fleißig mitarbeitet. Dann schwingt der Rücken mit und die Dehnungshaltung funktioniert gleich viel besser!

Wie bekomme ich dabei Zug auf den Zügel?

Wenn das Pferd nicht an den Zügel heranzieht, macht es wenig Sinn mit dem Vorwärts-abwärts zu beginnen. Erstmal muss der Fleiß und der Takt hergestellt werden, das kann über Trab-Galopp Übergänge und Tempi Unterschiede innerhalb einer Gangart erzielt werden.

Das Pferd soll sich an die Hand herandehnen
Beim Longieren können dem Pferd Dreieckszügel oder Lauferzügel helfen.

Können Hilfszügel sinnvoll sein, um das Vorwärts-abwärts näherzubringen?

Beim Longieren können Dreieckszügel oder Lauferzügel dem Pferd dabei helfen, den Weg in die Tiefe zu finden und sich zu strecken. Dies kann vor allem bei Pferden, die noch keinen Kontakt mit dem vorwärts-abwärts gehabt haben, eine sinnvolle Hilfestellung sein. Beim Reiten ist es immer besser, wenn der Reiter eine so geschulte und ruhige Hand hat, dass das Pferd bereits von selbst vertrauensvoll daran herantritt und sich die Notwendigkeit von Ausbindern gar nicht mehr ergibt.

Wie bringe ich einem jungen Pferd Vorwärts-abwärts bei?

Zuerst einmal sollte man sich anschauen, was das Pferd von sich aus anbietet. Wenn das Pferd gerne zu tief kommt, weiß der Reiter von Anfang an, dass er das Vorwärts-abwärts weniger in die Tiefe erarbeiten sollte, sondern „offener“. Bei einem Pferd, das sich im Hals noch nicht gerne fallen lässt oder nicht im Genick nachgibt, macht es Sinn das Pferd ein wenig zu überstellen und mit dem Bein gegen die Hand zu treiben, bis das Pferd innen nachgibt. Danach soll der Reiter sofort selbst mit der Hand nachgeben, weich werden und dem Pferd die Möglichkeit zum Strecken anbieten.

Im besten Fall kennt das junge Pferd durch Longieren und Doppellonge bereits die Dehnungshaltung und hat gelernt an das Gebiss heranzuziehen. Wenn das der Fall ist, muss der Reiter nur durch richtige Hilfengebung dem Pferd verständlich machen, was es tun soll.

Wann sollte Vorwärts-abwärts in Training eingebaut werden?

Das Pferd nach vorne strecken zu lassen, macht immer Sinn, um nach einer anstrengenden Einheit die Muskeln wieder zu lockern und das Pferd entspannen zu lassen. Daher sollte man in der Regel die Dehnungshaltung nicht nur in der Lösephase und gegen Ende einbauen, sondern auch immer wieder zwischendrin als Pause und Belohnung. Allerdings gibt es auch Pferde, die schon von Natur aus die Tendenz zum „tief werden“ haben und welche, die sich gerne einrollen. In diesem Fall, sollte man darauf achten die Ganasche zu öffnen und weniger den Weg in die Tiefe zu suchen. In jedem Fall gilt: Sobald das Pferd das „Richtige“ anbietet, sollte der Reiter sofort bequem werden.

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