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#9 Western-Koryphäe Peter Kreinberg über die „The Gentle Touch®-Methode“ und seinen Weg zum Horseman

Leichtigkeit mit dem Pferd im Sattel und am Boden - das ist sein Ziel. Peter Kreinberg praktiziert und lehrt seit über 40 Jahren seinen pferde- und reiterfreundlichen Ansatz, den er zur bekannten „The Gentle Touch®-Methode“ entwickelte.

Im Interview mit Christian Kröber spricht der erfolgreiche Westernreiter über seine Entwicklung mit Pferden, die schon in seiner Kindheit begann. Er teilt seine Sichtweise auf das Reiten und berichtet von seinen Zeiten mit bekannten Pferdeausbildern wie Jean-Claude Dysli und Arnold Rojas.

Hör dir an, wie der Name „The Gentle Touch“ entstand, warum Peter Kreinberg die klassisch-kalifornische Reitweise der Vaqueros und die Kampagne-Reiterei so zu schätzen weiß und sie in sein heutiges Ausbildungskonzept mit einfließen ließ. Ein Podcast mit einem echten Horseman und unglaublich erfahrenen Reiter und Ausbilder, den du dir - egal welche Disziplin du reitest - nicht entgehen lassen solltest!

Du lernst von Peter Kreinberg:

- die Reiterei aus dem Blickwinkel eines echten Horseman zu sehen

- wie er die klassisch-kalifornische Reitweise und die Kampagnen-Reiterei in dein heutiges Reiten überliefert

- was mit deinem Pferd möglich ist, wenn du die Kommunikation konsequent mit feinsten Signalen gestaltest

Viel Spaß mit dieser Podcast-Folge!

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Pferdia-Podcasts. Dieses Mal ist Peter Kreinberg bei mir zu Gast, der wahrscheinlich Reiten so gut erklären kann, wie kaum ein Zweiter in Deutschland. Er erklärt uns seine Ausbildungsmethode, das ist The Gentle Touch, wie er sie entwickelt hat und was sein Training, seine Ausbildungsweise, wie er mit seinen Schülern arbeitet, heutzutage ausmacht. Viel Spaß mit diesem neuen Pferdia-Podcast. Heute ein neuer Podcast bei uns. Ich freue mich ganz besonders. Ein alter Bekannter, man kann auch sagen ein guter Freund von Pferdia. Das ist nämlich Peter Piet Kranberg. Hallo Piet.

[SPEAKER 2]Hallo Christian, guten Morgen.

[SPEAKER 1]Schön, dass du das erste Mal bei uns im Podcast bist. Viele kennen dich als den Begründer von The Gentle Touch. Was ist The Gentle Touch?

[SPEAKER 2]Das lässt sich in zwei Worten sicherlich nicht sagen. The Gentle Touch ist ein methodisch aufgebautes Lehrkonzept, einmal für Menschen, die unterrichten möchten, also train the trainer. Wir schulen im Trainernetzwerk der Gentle Touch Trainer junge Menschen oder Pferdeleute, die vermitteln möchten. Natürlich haben wir sehr viele, die schon einen Ausbilder-Trainer-Hintergrund haben. Andere, die aber mehr aus dem Hobbysegment kommen, aber Pferde erfahren sind in ihrem Umfeld, aber auch schon ein bisschen weitergeben oder für sich selbst nur ihre fachlichen Kompetenzen verbessern wollten. Für diese Gruppe, also diejenigen, die ein wenig weitergeben wollen und ihre fachliche Kompetenz am Pferd, vom Boden und vom Saal aus optimieren wollen, für die ist ein Konzept da. ein Teil des Konzeptes. Der zweite Teil ist dann natürlich, dass wir den Trainern, die dann im Trainernetzwerk, TGT kurz genannt, tätig werden, didaktisches Konzept mitgeben, um entsprechend auch effizient und situationsnah unter Aspekten der Sicherheit und der Pferdefreundlichkeit zu unterrichten. Also train the trainer für den Trainer und die dann wiederum in einem komprimierten, vereinfachten System, sag ich mal, an den einzelnen Pferdebesitzer, an den Pferdefreund, an den Hobbyreiter, an den Pferdezüchter und Natürlich ist es im zweiten Gleisteil dieser Schiene, die wir uns da vorstellen, ein Konzept systematischer Pferdeausbildung von den ersten Grundlagen bis hin in die verschiedenen Strukturen reiterlicher Entwicklung. Das Besondere daran ist zum einen, dass wir also nicht festgelegt sind, uns nicht festlegen auf eine Reitweise, sondern Basiskompetenzen im Umgang mit dem Pferd, in der Schulung, in der Ausbildung vermitteln, die als Grundlagen eigentlich für jegliche Spezialisierung dienen können. Also Pferderassen jeglicher Art, reitweisenübergreifend und insofern haben wir auch inzwischen in unserem Trainernetzwerk etwa 150 Trainer sind im Netzwerk.

[SPEAKER 1]Ganz Deutschland?

[SPEAKER 2]Ganz Deutschland, ja einige wenige im umliegenden Ausland halt, aber ich konzentriere mich auf Deutschland. Da haben wir dann eben Vertreter der Westernreitweise in weitestem Sinne des herkömmlichen Reitens, konventionell, also dressurmäßig natürlich hauptsächlich. Wir haben Gangpferdeleute dabei und so ist das also. Wir haben auch Therapeuten, Tierärzte, Hufschmiede, die im Umgang mit den Pferddefiziten in ihrer täglichen Arbeit sehen, bei den Kundenpferden, sag ich jetzt mal, und dann selbst ein gewisses Know-how haben wollen, wie gehe ich mit einem Pferd um, das ich behandeln muss, das aber keine guten Manieren hat oder vielleicht sogar risikobehaftetes Verhalten hat. Wir haben also ein sehr gefächertes Programm und da sollte man sicherlich dann nochmal im Detail drauf schauen. Also das ist ein Lehrkonzept Vermittlungskonzept eigentlich für Pferdemenschen, natürlich auch für Pferde dann in der Ausbildung, mit Pferden lernen, von Pferden lernen und das Ganze dann auch in einer Teamatmosphäre. Mir ist sehr wichtig, dass also Zusammenarbeit auch unter den Trainern stattfindet, Austausch stattfindet, dass man über den Tellerrand schaut und nicht in einem Segment des Reitsports, der Reiterei stecken bleibt.

[SPEAKER 1]Du selber bist aber sehr Western geprägt, hast früher auch turniersportlich Western geritten, auch sehr, sehr hoch. Wie bist du damals in den Westernsport reingerutscht?

[SPEAKER 2]Das ist leicht zu erklären. Also ich bin in eine Zeit hineingeboren, als Karl May noch zur Basisleitung der Bonanza und am Fuß der Blauen Berge im Schwarz-Weiß-TV lief und die Fantasie, ich habe eh sehr viel Fantasie mitbekommen, war beflügelt, also dann habe ich das große Glück gehabt, auf einem kleinen männlichen Betrieb meines Vaters groß zu werden.

[SPEAKER 1]Im Sauerland.

[SPEAKER 2]Im Sauerland, wir haben immer Pferde gehabt. Da ich mich auf den Wiesen mehr oder weniger an seinen Pferden vergriffen habe, hab mich drauf geschwungen und Winnetou auf den Wiesen gespielt. hat er gesagt, der Junge muss ein eigenes Pferd haben, habe ich so ein Mittelpony bekommen, hieß das damals, so 1,48m Pony, älteres Semester, angeblich sieben Jahre alt, aber er hatte Erfahrungswerte für 14 Jahre, um mir das Leben ein bisschen interessanter zu machen. Und mit dem habe ich mich zurechtgerauft, konnte dort in den Wäldern herumreiten, mein Vater war da Jagdaufseher, also ich habe ein sehr freies Leben gehabt und eigentlich das Reiten in der Natur draußen immer mit dem besten Gedanken, der aus dem Fernsehen abgeleitet war. Dann habe ich im nächsten Schritt eigentlich das nächste große Glück gehabt, durch einen Zufall, einen Bekannten meines Vaters, habe ich ein amerikanisches Magazin so mit 16 Jahren in die Hand bekommen, etwa Western Horseman, das ist das Kultmagazin eigentlich der Rancher, der Westernreiter gewesen heute noch. Und ja, das habe ich dann abonniert mit den Schwierigkeiten, die damit verbunden waren und habe dann ein bisschen mehr authentisch Bezug gehabt und Anfang der 70er Jahre begannen dann ja auch die ersten Western-Aficionados, die ersten Freaks, ähnlich wie ich, überall in Deutschland sich zu orientieren. Ganz in meiner Nähe war Hardy Oelke, gerade über drei Berge, der ja auch sein Name ist in der ursprünglichen deutschen Western-Szene. Und so haben wir uns damals über größere Distanzen zusammengefunden und unsere Vorstellungen ausgetauscht. Die EWU, Erste Westernreiter Union Deutschland, der Westernreitverband, reitweisen und rassenübergreifend, feiert jetzt gerade 40-jähriges Bestehen. Das heißt, von den ersten Turnieren, die damals stattfanden, eines dann auch auf unserem späteren Hof in Wagenhof, Von den ersten Turnieren waren wir mit dabei und aus den allerersten Anfängen entwickelte sich dann die Profession, aber das ist dann ja noch ein anderes Thema. Also es hat so kontinuierliche Schritte gegeben. Es war ein Traum, der sich realisieren ließ und wurde dann irgendwann zu einer Lebensgrundlage und natürlich nach wie vor zu einer Passion, die man nicht ablegt.

[SPEAKER 1]Obwohl ich könnte mir vorstellen, damals im Sauerland, das ja durchaus traditionell im Pferdesport unterwegs ist, Da warst du durchaus ein Exot.

[SPEAKER 2]Das stimmt. Ich war tatsächlich ein Exot, aber auch da wieder unkonventionell. Mein Vater hat darauf bestanden, dass ich wollte eigentlich einen Pferdeberuf ergreifen. Das fand er nicht so zukunftsträchtig und hat dann also seine Möglichkeiten genutzt und mir einen ordentlichen Beruf im Grunde aufs Auge gedrückt, zum leichten Nachdruck. Ich hatte die Waage zwischen verschiedenen kaufmännischen Metiers und bin dann in eine Banklehre gegangen. Und habe dann bis zu meinem 27. Lebensjahr den Banker gemacht, aber immer mit dem Gedanken, dass ich aussteigen wollte aus einem ungeliebten Beruf. Aber dafür braucht man auch eine gewisse wirtschaftliche Grundlage, einen gewissen Hintergrund. Aber der Gedanke war da. Und in dieser Zeit, nach der Bundeswehrzeit, ich bin noch bei der Bundeswehr gewesen, habe ich dann auch durch einen Zufall bei einem Pferdehändler im Sauerland dort alle meine Freizeit verbracht. Als Cowboy war ich da der Zureiter und der, sagen wir mal, der Reiter für die schwierigen Fälle. Und das war eine Möglichkeit, unheimlich viel Erfahrung bei Pferden zu sammeln. Das war die Zeit damals. als Importpferde aus Polen kamen und das waren noch andere Pferde, die zum Teil natürlich aufgrund der Rahmenbedingungen, unter denen die jetzt über viele Stationen durch die Handelsstelle gegangen waren, die waren äußerst kompliziert, manche waren aggressiv geworden und insofern war das dann eine Herausforderung für einen jungen Mann wie mich und ich habe damals dann schon, man muss sagen, in jener Zeit hat man nicht so sehr die feinen, sinnigen Methoden angewandt mit schwierigen Pferden, sondern da war es üblich sehr rau und sehr unsensibel mit Pferden umzugehen. Und ich hatte da ein bisschen anderen Draht und man hat mich da machen lassen und so konnte ich da so ein bisschen mein eigenes Ding machen, weil die Resultate für den Pferdehändler gut waren. Also Pferde, die sonst eben nicht zu reiten waren, waren dann zu reiten. Und das war natürlich für mich dann die Fortsetzung. Eigentlich ein vorweggenommenes Pferdeflüster, damit das dann später ja so ein Thema wurde. Aber das hat es immer gegeben, dass eben der ein oder andere den Zugang zum Pferd über Verständigung sucht und über empathische Wege mehr als über rein mechanische Aspekte. Und das habe ich also vier Jahre, glaube ich, vier, fünf Jahre habe ich da also jede freie Minute verbracht. Fünf Uhr abends wurde die Krawatte abgegeben.

[SPEAKER 1]Als du aus der Bank kamst?

[SPEAKER 2]Als ich aus der Bank kam, genau. das Räuberzivil, das Reizzivil angezogen und Samstag, Sonntag natürlich während der ganzen Zeit.

[SPEAKER 1]Aber das muss sich ja auch die Arbeit mit diesen Shearingpferden unglaublich geprägt haben in Richtung The Gentle Touch, weil wie das Wort ja schon sagt, The Gentle Touch, also die vorsichtige behutsame Berührung ist ja was anderes als vielleicht die Methoden von damals.

[SPEAKER 2]Richtig, also da war ich auch im positiven Sinne ein Exot, denn man hat in jener Zeit Westernreiten mit dem assoziiert, was man aus Wild-West-Filmen sah. Also grobes Reiten à la John Wayne, an Kandaren-Zäumungen herumrücken und hi-ha mit Zügelklatschen durch die Prärie. Also das Western-Image war damals sehr negativ. besetzt, sage ich einmal. Aber man ließ mich machen und so konnte ich meine Erfahrungen dort wirklich sammeln. Ich habe natürlich auch sehr viel nicht nur über Pferde gelernt damals, sondern über Pferdemenschen. Denn an jedem Pferd, das zieht sich bis heute durch in meiner Philosophie und meiner Lebensarbeit, an jedem Pferd hängen ein oder zwei Menschen. Und wenn man die Menschen am Pferd nicht berücksichtigt in der Behandlung der Pferdeproblematik, dann kann man dem Pferd nicht helfen. Das war eine meiner ersten Erkenntnisse, denn die Mehrzahl aller Problemverhaltensweisen, Fehlverhaltensweisen auch damals der Pferde waren aus einem ganz schlichten Selbstschutzverhalten, aus dem Unverständnis, was der Mensch von dem Pferd wollte. Das Pferd ist ein ängstliches Wesen seiner Natur nach und daraus entstehen dann die sogenannten Problemverhaltensweisen oder die korrekturbedürftigen Verhaltensweisen. Und wenn man beim Pferd erkennt, es hat ein Verständigungsproblem, dann kann man dem Pferd helfen, dass es einen Zugang zu einem einzelnen Menschen gibt, der hoffentlich nicht so viele Verständigungsprobleme verursacht, aber die Herausforderung ist jetzt, dem Pferd zu helfen, Menschen besser zu verstehen und Menschen besser Menschen zu helfen, Pferde ein Stück weit besser zu verstehen und ihre Handlungsweisen zu verändern. Das war damals ein schier unmögliches Unterfangen. Also ich habe den Pferdehändler auch in seinem Verhalten nicht ändern können, aber viele die dann Pferdebesitzer waren oder den Umfeld. Und da kam eigentlich auch schon der erste Ansatz. Die Leute haben also gesehen, dass ich mit den Pferden gut zurecht kam, dass ich Leuten Tipps geben konnte, mit ihren Pferden besser zurecht zu kommen. Und dann kamen schon die ersten Anfragen. Kannst du mir nicht mal einen Tipp geben? Kannst du mir nicht mal helfen? Das war dann auch die Zeit, wo ich mich von meinem Bankgedanken ein bisschen löste und den Absprung suchte. Ich habe die Möglichkeit gehabt bei meinem väterlichen Betrieb, das war ein kleiner Bauernhof, der aber später ja nicht mehr bewirtschaftet wurde, nur die Räumlichkeiten waren noch da und ein bisschen Fläche. Da habe ich mir dann also meinen ersten kleinen Stall eingerichtet mit vier Boxen und Koppeln eingezäunt und dann habe ich nicht mehr beim Pferdehändler praktisch das getan, was man mir an Pferde vorgab, sondern ich habe mich dann selbst umgeschaut und zwei, drei Pferde immer so, die mir über den Weg liefen, heimgenommen, mit denen gearbeitet und dann später natürlich dann auch für das eine oder andere Pferd jemanden gefunden. Das war kein großes Geschäft, aber es machte sehr viel Spaß und wenn man dann sehen konnte, man hatte mit dem Pferd ein halbes Jahr gearbeitet, nachher hat man seine Kosten wieder raus gehabt, vielleicht auch einen D-Markt daran verdient oder auch nicht, und mit den Menschen konnte man weiter in Kontakt bleiben, weil es im direkten Umfeld meistens war, dann hat das auch einen gewissen Mehrwert gehabt über das wirtschaftliche hinaus. Und so ist dann eigentlich der Gedanke des Pferdetrainers langsam gewachsen, der dann später ja meine Berufsgrundlage oder meine Lebensgrundlage wurde.

[SPEAKER 1]Manifestiert mit The Gentle Touch, das ist heute eine Methode, du bildest auch aus. Was ich daran interessant finde, das ist die klassisch kalifornische Sicht der Dinge, gepaart mit Kampagnenreiterei, also HDV-12, vielleicht für alle, für die HDV-12 kein Begriff ist, die Heeresdienstvorschrift 12 von, ich weiß es gar nicht, 1800.

[SPEAKER 2]für uns interessanten Fassung 1926 und dann 1937, das ist die, die überall noch im Handel zu bekommen ist, als kleines Büchlein.

[SPEAKER 1]Also die Grundlage irgendwo der deutschen klassischen Reiterei, das allerdings verbunden mit dem nordamerikanischen, kalifornischen Ansatz. Wie bist du damals darauf gekommen, diese Konzepte miteinander zu verknüpfen?

[SPEAKER 2]Ja, auch das ist wieder eine simple Logik, hat sich ergeben, wie immer durch Zufälle. ist auch mit dem Namen deines Vaters verknüpft. Der kalifornische Bezug zum Westernreiten über den Western Horseman hatte ich Brieffreundschaften mit Amerikanern und so weiter.

[SPEAKER 1]Ja, ja. Ja, ja.

[SPEAKER 2]Heutzutage unvorstellbar teilweise. Und die erste Equitana war ja 1973, 1972, ganz genau. Bei der ersten war ich nur Zuschauer und dann kam ja die 73er und dann ist es in zwei Jahresrhythmen, glaube ich, gegangen.

[SPEAKER 1]Genau, 1972, 1973 und dann 1975. Richtig so.

[SPEAKER 2]Auf der 73er ist mir der Jean-Claude Disley über den Weg galoppiert. Das ist ja auch ein Begriff im Grunde, der gute JC. Das war zum ersten Mal, habe ich dann live gesehen, ich werde es nie vergessen, wie er auf einem kleinen braunen Pferdchen da in seiner typischen Manier, leichter Sitz, locker vorwärts im Borsell, auf dem Weg zu einem der Ringe übers Außengelände galoppierte, also ein ungewohnter Anblick. Mein Vater war beim Militär gewesen, bei den Berittenen, war Meldereiter. Galoppieren auf Pflaster und befestigten Wegen war bei Todesstrafe für mich verboten. Ich hatte einen Bezug zur HDV 12 auch her. Da habe ich also so ein bisschen die Gebrauchsreiterei mit dem Aspekt Pferdeschonend und natürlich kontrolliert, geländetauglich und so weiter mitbekommen. Und da gab es ein paar Regeln, aber man hörte überhaupt keinen Hufschlag. So leicht galoppierte das Pferd praktisch dort über das Außengelände, über den Asphalt. Dieses Bild von Leichtigkeit, das blieb mir und dann habe ich natürlich den Kontakt mit dem guten Jean-Claude bekommen. 70er Jahre noch in Hollister besucht, war bei ihm und es ist da auch eine kleine Freundschaft bis zu der Zeit, da nach Spanien ging, waren wir sehr viel unterwegs miteinander, ist ja später 1981 nach Deutschland gekommen, hat dann eine Weile unten in Baden-Württemberg gelebt, bevor er nach Spanien ging und da waren wir sehr eng miteinander befreundet und haben vieles miteinander auch gemacht. Ich natürlich als Eleve, der ihm über die Schulter geschaut hat, ein bisschen bei seinen Kursen, Seminaren. Aber in jener Zeit, 1980, bin ich auch über die Tatsache, dass ich eben nach Kalifornien ging, unter anderem Jean-Claude in Hollister noch zu besuchen, bin ich auch zu anderen Leuten gekommen habe, den alten Arnold Kiefrochers noch, kennengelernt, 1981, das war der letzte lebende, ich sag mal, Latino-stämmige, also spanisch-stämmige Vaquero, der Alten Garde, der hat Bücher geschrieben, Historiker auch, hat noch als junger Mensch, war 1897 geboren, also hat bis zur Weltwirtschaftskrise 20er-Jahren, als die Wrench-Imperien in Kalifornien zusammenbrachen, also in seinen jungen Jahren als 20-Jähriger, 25-Jähriger noch gearbeitet nach den alten Traditionen. Ich hatte das große Glück, den bei meinen Besuchen in Kalifornien bis zu seinem Tode 1988 immer noch besuchen zu dürfen. Die hat mir natürlich sehr viel Einblick in die alten traditionellen Werte des kalifornischen Reitens vermittelt und Die aktuellen Trainer damals waren natürlich auch auf meiner Besucherliste und bei meinen Aufenthalten habe ich natürlich sehr viel von denen einen tiefen Einblick in die Praxis und in die reittechnischen und philosophischen Ansätze, denn die kalifornische Reitweise ist mit Sicherheit auch eine sehr traditionsbehaftete Reitweise. Und so bin ich also an diese sagen wir mal, Inhalte gekommen mit der Praxis dahinter und dann stellte sich heraus, beides sind Gebrauchsreitweisen, also bezogen auf das Pferd soll in der Natur arbeiten, soll Aufgaben mit dem Reiter erledigen, der Reiter muss darauf angewiesen sein, dass das Pferd 100% verlässlich ist, beide sind einhändig zu reiten gewesen, Das deutsche Militärpferd war so ausgebildet, dass es einhändig zu halten war und das kalifornische Pferd genauso, hatten eine entsprechende zielführende Ausbildung, die Pferde von der beidhändigen Ausbildungsform hin In die einhändige Reitweise ist es ein Lernweg für das Pferd. Und der Reiter muss auch lernen, praktisch irgendwann mit einer Hand aus Sitz und Schenkel ab, im Wesentlichen das Pferd kontrolliert zu führen, zu reiten, also vom Saal zu führen. Da sind unheimlich viele Parallelen. für mich erkenntlich gewesen und je mehr ich mich vertieft habe in Theorie und Praxis, Historie und Gegenwart konnte ich sehen, so unterschiedlich die in der Optik auch sein mögen, die kalifornische Reitweise und die traditionelle Kampagne-Reitweise, nannte man ja die militärische Geländereiterei, so viele fundamentale Parallelen sind da gewesen, bis hin die Pferde angeritten wurden und so weiter.

[SPEAKER 1]Vielleicht noch einmal zur Erklärung für alle diejenigen, die jetzt mit dem Thema Arbeitsreitweise nicht so ganz firm sind. Also klassisch kalifornisch, die Vaqueros, deren Aufgabe ist es ja die großen Rinderherden in Kalifornien im Zaum zu halten. Ähnlich wie es sowas in Europa auch gibt, zum Beispiel in Südfrankreich oder auf der iberischen Halbinsel. Also klassisch kalifornisch deswegen, weil es ja Waqueros und Cowboys waren, die dort tatsächlich in der Prärie gearbeitet haben.

[SPEAKER 2]Aber man darf sich da nicht vorstellen, dass das hauptsächlich ein Verwalten von Herden war, wo man draußen herum reitet oder hinter einem weglaufenden… Nee, unbedingt, also gar nicht. Genau, sondern das wichtigste Tool des Waqueros oder Tool, Hilfsmittel, Werkzeug war die Reata. Das war also ein Rohhaut geflochtenes Lasso, wenn man so will, ein sehr relativ langes. Und wenn man wilde Stiere endlich an der anderen Seite des Lassos hat, weil man die Schlinge platzieren konnte, dann hat man nicht das Problem gelöst, sondern dann fängt das Problem an.

[SPEAKER 1]Genau, das ist Cutting heutzutage.

[SPEAKER 2]Nein, nein, sondern man hat ja jetzt ein Rindvieh von sagen wir mal 600, 700, 800 Kilo am anderen Ende des Lassos, das nicht mitspielen will, sondern seine Freiheit haben will und man sitzt auf einem Pferd. So, und dann muss man halt ein so rittiges, so durchlässiges Pferd haben, dass es jede Bewegung des Rindes kontert. Wenn das Rind um einen herumläuft, dann muss es wendig genug sein und es wickelt das Rind ein. Lass so ein, wenn das Rind zieht, dann darf das Pferd nicht stehen bleiben, sonst wird es umgeworfen, sondern es muss praktisch in jeder Situation, in schwierigstem Gelände, auf dem Punkt genau am Sitz, am Schenkel sein, denn der Reiter hat Eine Hand, manchmal beide Hände, um das Lasso zu arbeiten, um das Horn nicht festzuwickeln, sondern in laufenden Schlingen zu verkürzen und zu verlängern. Also es ist eine sehr komplexe Tätigkeit auf dem Pferderücken, die dann der Vakiero auszuführen hatte. Und das macht den großen Unterschied zur texanischen Art des Lassos. Westernreitens, bei dem ein Lasso festgeknüpft wird am Sattelhorn. Man hat kräftige, massige Pferde, die hoffentlich stärker sind als das Rind, das am anderen Ende des Seils hängt. Und das Pferd muss praktisch mit seiner Kraft das Rind dominieren, am Weglaufen hindern, indem es blockiert, während der Kalifornier durch seine Wendigkeit und praktisch wie ein Stierkampfherd, Schnelligkeit und Geschicklichkeit im Grunde, vom Pferderücken aus arbeiten musste. Das setzte natürlich eine ganz andere Ausbildung des Pferdes voraus.

[SPEAKER 1]Und HDV-12, das ist natürlich ein Wachsen aus der deutschen oder preußischen Kavallerie, wo es ja am Ende darum ging, dass die brittenen Soldaten damals mit dieser HDV-12 bestmöglich wissen, wie bilde ich ein Pferd aus und wie ist ja quasi verschriftlicht worden das Ganze, um es auch festzuhalten für diejenigen Pferde, ausbilden wollen in der Cavalry. Jetzt haben wir darüber gesprochen, was dich geprägt hat, wo deine Sicht auf die Dinge herkommt. Wie überträgst du das Ganze jetzt mit The Gentle Touch in die heutige Welt?

[SPEAKER 2]Zwischen diesen 80er-Jahren und der Definition oder der Entwicklung der methodischen Arbeit sind dann 25 Jahre. Da habe ich das Gestüt Wagenhof in Gottinglef in Wagenhof in meiner Familie damals geführt. Wir hatten über 80 Pferde am Betrieb. Wir haben Deckhengste gehabt. etwa ein Dutzend Pferde zur Ausbildung gehabt. Es war die Turnierreiterei zwischendurch. Die Verknüpfung hat sich also ergeben, denn in der Jungpferdearbeit daheim habe ich nach den kalifornischen Traditionen gearbeitet, das heißt aus dem Hornbinderhaus die Pferde vorbereitet. Verständigung Und den Abbau von Furcht- und Angstreaktionen des Pferdes, das war die wichtigste Voraussetzung. Lenken, leiten. Das Pferd muss Überrichtung und Tempo, Anregung des Reiters verstehen lernen und umsetzen lernen. Diese Dinge gehörten zu meiner täglichen Arbeit und ich bin immer jemand gewesen, der recht strukturiert gearbeitet hat, weil das natürlich dann das ganze Geschehen erleichtert. Insofern hatte ich eine Methodik schon entwickelt, aber nicht eine Methodik zu vermitteln, wie man das Ganze komprimiert unterrichten kann an Menschen, sondern es war mir eine Methodik für die Pferde und die Menschen habe ich individuell als Reiter unterrichtet. Dann habe ich aber begonnen mit den Kursen und Seminaren, die ich auch während dieser 25 Jahre an Wochenenden gab, mehr Struktur reinzubringen und daraus ist dann das Konzept Also die Lehrmethode entwickelt worden, etwa 2003, 2004 habe ich begonnen damit, das zu ordnen, zu strukturieren und 2005 haben wir dann begonnen, die Trainerschulungen zu platzieren. Das Besondere daran ist, dass es unterteilt ist, einmal in den gesamten Komplex der Bodenarbeit. Für mich ist die Bodenschule oder Bodenarbeit die Grundlage für alle reiterlichen Aufgaben, die das Pferd zu erfüllen hat. Und für jeden Reiter ist die Bodenarbeit, die Bodenschule eine wichtige Vorschule um Gefühl, Verständnis für die Reaktionen des Pferdes, Beurteilungsvermögen von Bewegungen, die gewünscht sind, Bewegungsverhalten, das gewünscht ist und Bewegungsverhalten, das nicht gewünscht ist. zu entwickeln. Das Entscheidende bei der Ausbildung von Pferden ist ja nicht nur, dass wir sie dressieren, also dass sie irgendwelche Manöver oder Kunststücke lernen, sondern der Anspruch des Horsemanship-Gedankens ist, dass man das Pferd Pferde gerecht nach seiner Psyche und nach seinem Körper, also schonend, fördernd und auch so schult, dass es in einer immer für ihn angenehmeren und leichteren Art und Weise, also mit guten Gefühlen, die Aufgaben erfüllen kann.

[SPEAKER 1]Und auch immer gesund bleibt. Richtig.

[SPEAKER 2]Das ist dann die logische Konsequenz oder Umkehrschluss, wenn wir das Pferd nicht zufrieden halten, wenn wir es nicht physiologisch und biomechanisch korrekt schulen, dann wird es geistig und körperlich nicht gesund bleiben können und das äußert sich dann eben in Verhaltensweisen, die wir als Unatmen bezeichnen. Ich unterscheide es so, ich habe mich habe Versuche herauszustellen, herauszuarbeiten, dass es einen Unterschied gibt zwischen Dressieren und Kultivieren von Verhalten und Bewegung. Und die TGT-Methode, Gentle-Touch-Methode, wird ähnliche Schritte unternehmen und ähnliche Teilziele anstreben, aber es geht nicht nur darum, dass das Pferd nachher etwas tut, sondern das ist wieder die kalifornische Tradition, die klassische Sichtweise und die deutsche Sichtweise auch, dass es das in einer kultivierten Form tut, nicht irgendwie, sondern in einer kultivierten Form. Was ist kultiviert? Also balanciert, In Leichtigkeit. Das setzt voraus, dass das Pferd körperlich fit gemacht wurde, dass es versteht, was es tun soll. Bewegungssystem so gefördert wurde, dass es die Aufgaben, die komplexer und komplizierter sind, mit Leichtigkeit ausführen kann. Dann haben wir das zufriedene Pferd, das nach der deutschen Reitlehre losgelassene Pferd und jegliche Dressurarbeit ist nur dann eine gute Dressurarbeit, wenn sie mit der Ausstrahlung von Zufriedenheit, also Losgelassenheit, Unverkrampftheit einhergeht. Also die kultivierte Form von Pferdeausbildung ist ein höherer qualitativer Anspruch als nur Lenken, Leiten und das Pferd zu Funktionen bringen. Und die Methodik dahinter, wie kommen wir dahin, die unterscheidet eben in der Bodenarbeit und im Reiten, aber beide Male sind die Ansätze die gleichen. Der wesentliche Unterschied hier in der TGT-Methode zu ähnlichen, heute als Natural Horsemanship bezeichneten Ausbildungsmethoden vom Boden, ist der, dass man üblicherweise sich darauf reduziert über die Körpersprache, so wird es genannt, also der Mensch bewegt sich, die Zeichen, die das Pferd über eine Distanz, später ohne eine physische Verbindung, ohne ein Seil oder eine Longe, dann in Freiarbeit möglicherweise ausführt. Wir kommen also hier in die moderne Interpretation der Natural Horsemanship, Man könnte auch Freiheitsdressur sagen. Das Pferd lernt also durch Dressurakte bestimmte Dinge zu tun. Erst im direkten Kontakt, also am Zügel oder an der Leine. Und dann wird es entlassen von der Leine in einem eingezäunten Areal, arbeitet es dann auf Distanz und tut die Aufgaben, die es gelernt hat. Dabei haben wir keinen Einfluss mehr darauf und können keinen Einfluss darauf nehmen, in welcher Haltung, in welcher körperlichen Form es das tut. Es geht rückwärts, aber wie geht es rückwärts? Es hält an, aber wie hält es an? Bremst es mit den Vorderbeinen zuerst, setzt es sich schön auf der Hinterhand ab. Wenn es rückwärts geht, hat es den Kopf hochgenommen, den Rücken weggedrückt in einer Verspannungshaltung rückwärtsgehend oder geht es mit untergesetzter Hinterhand aufgewirbelten Rücken und mit einer Baskül rückwärts? Kultiviert gearbeitete, dressurmäßig gearbeitete Pferd geht immer in einer speziellen physiologisch optimalen Haltung, während das nicht dressurmäßig gut geschulte Pferd in einer suboptimalen oder dysfunktionalen, um es fachlich auszudrücken, Haltung arbeitet. Wie kommen wir dahin, dass wir ein Pferd schulen können, in einer bestimmten Haltung zu arbeiten? Das können wir nicht über das, was wir Körpersprache nennen. Also das Pferd nimmt ja visuell über das gesehene Bild unsere Zeichen auf. Der Mensch nennt das Körpersprache. Tatsächlich ist es aber eine visuelle Reizübertragung. So, wenn wir über die visuellen gegebenen Zeichen, auch akustische, das Pferd informieren, was es tun soll, wird es lernen, das zu tun. Wir können aber nicht in der Haltung Unterstützung, Führung und Anleitung geben. Dafür braucht es die sensorische, die taktile Reitsetzung. Das heißt, den Haut-, den Tastsinn ansprechen. Nicht den Muskelsinn. Wenn wir mit Kraft und sei es noch so minimaler Kraft von Ziehen oder Drücken einwirken, wird reflektorisch im anderen Körper automatisch auch Muskelaktivität ausgelöst, reflektorisches Wechselsystem. Das heißt, sobald wir ein wenig ziehen oder drücken, sei es nur minimal, wird der Muskelsinn angesprochen. Und seitdem es Smartphones gibt, fällt es mir leicht, das zu erklären. Wenn ich mit der Fingerkuppe vorsichtig den Touchscreen bediene und es nicht auf die richtige Art und Weise tue, dann wird die gewünschte Software nicht aktiviert werden, die mir mit einem bestimmten Bild gezeigt wird, auf das ich tippen oder über das ich streifen soll. Wenn ich jetzt mechanisch einwirke, also mit Kraft klopfe, dann ändert sich nichts. Ich bin gezwungen, die feinsensorische Berührungsform anzubieten, die das System interpretieren kann. und interpretieren als das Pferd fühlt auf der Haut den Berührungsreiz. Der muss verknüpft werden durch einen Lernprozess. Diese Berührung bedeutet eine Bewegung, ein Bewegungskomplex. Und dann ist es wie beim Tanzen. Dann kann der Tänzer, der führt nachher den Partner mit leichtester sensorischer Kontaktpflege durch bestimmte, gemeinsam auszuführende Bewegungen führen. Also dann kommen wir in eine ganz andere Form des Flow-Zustandes, des Miteinanders. Und deswegen der Begriff The Gentle Touch, gentle-freundlich und vielleicht auch ein bisschen gentleman-like, denn gute Manieren gehören auch dazu. Und Touch eben durch die Berührung, durch den sensorischen, den taktilen Reiz ist die TGT-Methode eine Methode, die sich im Schwerpunkt darauf von vielen anderen, von den meisten anderen unterscheidet. Das bedeutet, am Anfang holen wir das Pferd über die visuelle Reitsetzung ab. Der Mensch lernt pferdeverständliche Körpersprache, also Haltung, Bewegung im Raum, Zeichengebung dem Pferd anzubieten. So lernen die Pferde am besten, weil untereinander verständigen sie sich meistens auch über gesehene Reize. Die Berührungsreize sind irre. Wir holen den Schülerpferd in der Grundausbildung ab. Der Mensch lernt aber seine Körpersprache, die visuellen Reize zu präzisieren. Und jetzt bleiben wir nicht da und kultivieren das, sondern jetzt erwöhnen wir das Pferd nach und nach von den gesehenen Reizen. und verknüpfen sie in diesem Prozess mit gefühlten Reizen, also mit Berührung am Kopf, wo später am Anfang das Halfter ist, später die gebisslose Zäumung im Maul, wo später das Gebiss wirken soll, auf Zunge, Lippen, auf die Weichteile eigentlich nicht. auf die knöchernden Teile der Laden, am Körper, wo die Schenkel helfen, die Schenkelberührung nachher, Signale geben soll und natürlich kommen dann auch die Sitzeinwirkungen dazu. Also die Gentle-Touch-Methode fokussiert in der Zielsetzung darauf, das Pferd vom Boden aus schon mehr und mehr an die Berührungsreize heranzuführen, damit wir, wenn wir später im Sattel sitzen, genau diese Berührungsreize dem Pferd geben können und es versteht sie. Wenn wir das Pferd über die visuellen, die körpersprachlichen Signale schulen vom Boden, dann mag es perfekt arbeiten, solange wir am Boden neben ihm sind, hinter ihm, vor ihm. Sobald wir im Sattel sitzen oder auch auf dem Kutschbock, sind wir im toten Blickwinkel des Pferdes. Es sieht uns nicht mehr. All das, was wir an Verständigungszeichen dem Pferd gegeben haben, was ihm auch Sicherheit gibt, ist plötzlich weg. So als wenn man uns die Augen verbindet und uns dann Zeichen gibt, die wir kennen, um etwas zu tun. Ich versuche das immer zu erklären auf diese Weise und dann wird es verständlich, warum so viele Probleme entstehen. Am Boden klappt es, höre ich immer, aber wenn ich im Saal sitze, geht nichts mehr. Wenn ich dieses Beispiel bringe, wird es relativ verständlich. Also unser Ziel in der TGT-Arbeit ist, die Menschen so zu schulen, dass sie zwar korrekte Körpersprache am Boden nutzen, um das Pferd in der ersten Lernphase zu schulen, ihm Dinge zu vermitteln, die es vom Verständnis her braucht, und in der Bewegungsform auch schon es zu kultivieren. Aber dann ist es sehr viel schwieriger, die richtige Berührung am Pferd zu platzieren. Dieser Lernprozess ist für den Menschen wesentlich schwieriger als für das Pferd. Das Pferd ist sensorisch ein Tier, das sehr präzise differenzieren kann. Wir wissen alle, eine Fliege setzt sich irgendwo aufs Fell, das Pferd reagiert sofort und zwar partiell genau dort, wo die Fliege gelandet ist.

[SPEAKER 1]Genau, zittert so ein bisschen da.

[SPEAKER 2]Ja, genau, zuckt oder zeigt also in verschiedenen Stufen sogar. Es lernt im Grunde das Geräusch, also die optische Wahrnehmung Fliege kommt. Wenn es Fliegen-Erfahrung hat, wird es jetzt schon etwas unternehmen. Dann landet die Fliege, dieses Gefühl der landenden Fliege wird sensorisch schon wahrgenommen. Das Pferd wird also in die nächste Alarmstufe versetzt sozusagen, was unternehme ich jetzt. Dann läuft die Fliege, nächste Stufe und dann piekst die Fliege. Wir haben also hier eine Reizverstärkung, die mir ganz wichtig ist. Das systematische Arbeiten mit subtilen Reizverstärkungen auf diesem Niveau, auf diesem Level im Grunde, deswegen auch Gentle Touch. Und wenn wir das dem Pferd vermitteln, dann haben wir folgende Reaktion alsbald. Bleiben wir in der Fliegenwelt. Das Pferd, das Fliegenerfahrung hat, wird den Unterschied schon machen können, wenn eine Fliege anfliegt, am Geräusch oder an der visuellen Wahrnehmung kann es unterscheiden, ist das eine Stechfliege, die da kommt, oder ist das eine harmlose Stubenfliege. Es wird das aus Erfahrung, Wissen, das Erstgeräusch mit den Folgeerfahrungen verknüpft. Es weiß also, harmlose Fliege kann ich stehen bleiben. Wir wissen alle, wenn die Magendasselfliegen im Sommer kommen, die fliegen nur um die Beine herum und trotzdem sind die Pferde nervös und sind immer mit den Beinen tätig und heben die und sind da hochsensibel. Und dann kommen Stechfliegen, dann sieht das wieder anders aus. Also ein Pferd lernt durch bestimmte Reizkombinationen, bestimmte Verhaltensweisen des Akzeptierens oder auch des Meidens Und wenn wir uns das so zunutze machen und das als Reiter kultivieren, vom Boden üben, dem Pferd vermitteln, selber lernen und dann vom Sattel aus sind wir in der feinsensorischen Reiterei, die ja in der klassischen Interpretation das Markenzeichen eigentlich von klassisch guter Pferdeausbildung ist. Das war es in der kalifornischen Reitweise, während die Texaner nicht so viel auf Feinheit wird gelegt haben, sondern eher die Gruppmotoriker. in der Westernreiterei waren und derzeit auch vielleicht immer noch sind, der östliche Stil des Westernreitens, war es ein Qualitätszeichen und die Kalifornier waren extrem heikel, da hatten sehr hohen Ehrenkodex. mit feinsten, unsichtbaren, dezenten, eleganten Vorgehensweisen die Arbeit zu erledigen. Und das ist ja auch ein Zeichen, glaube ich, unserer klassischen Reitweise gewesen, dass es eben eine elegante, feine, letztlich in letzter Konsequenz Reiterei sein sollte. Und das in der Arbeitsreiterei entwickelt. Heute müssen wir nicht mehr arbeitsreiten. Heute haben wir alle Zeit der Welt und die Muße, uns wirklich darauf zu konzentrieren, in die feine Reiterei hineinzudenken. Denn Pferde sind feinsinnige sensible Wesen, wir haben kein anderes Lebewesen in unserer direkten, also Haustier, in unserer Umwelt, das so fein sensibel reagiert wie Pferde, empathisch auf unserer Wellenlänge ist. Das Pferd ist von seinen Gefühlsäußerungen und Gefühlswelten dem Menschen sehr ähnlich und insofern ist das auch in der TGT-Methode für mich ein wichtiger Aspekt, diese Diesen inneren Bereich, nenne ich es mal, diese Gefühlswelt des Pferdes, den Menschen verständlich zu machen, denn daraus erklären sich sehr viele Verhaltensweisen und Lösungen ergeben sich daraus.

[SPEAKER 1]Ich muss ein wenig hier die Uhr im Auge behalten, denn du musst gleich wieder auf die Hanse pferd. Du hast gleich deinen Auftritt dort in der großen Show-Arena. Aber zum Abschluss eines jeden Podcasts haben wir vier klassische Fragen. Und Frage Nummer eins, die ich dir stellen möchte, ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 2]Ja, do it gentle.

[SPEAKER 1]Sehr gut. Gibt es ein Menschen, und ich glaube, wir haben schon den einen oder anderen eben gehört, der dich besonders geprägt hat?

[SPEAKER 2]Ja, das große Glück in meinem Leben war, dass es mehrere waren, natürlich. Manchmal ist es nur eine Minute gewesen irgendwo, die ich jemanden gesehen habe. Aber ich kann natürlich den Arno Hochers nennen, mit Sicherheit. war das eine sehr prägende Erfahrung. Natürlich mein Vater, mein Großvater, die mir vieles mitgegeben haben, alltäglich eigentlich, das sieht man dabei häufig. Ein Cutting-Trainer, ein Freund, Ronny Hodges, World-Champion Cutting-Trainer, der mir im Alter von 40 Jahren gesagt hat, Du versuchst immer perfekt zu sein, typisch deutsch. Nobody is perfect. Probier es morgen nochmal, wenn es heute nicht klappt, nimm es gelassen. Und darauf haben wir mal am 40. Geburtstag einen getrunken, war ich drüben. Und da ist es mir beschuppend von den Augen gefallen, wirklich. Das war so eine Sache, die passte zu ihm. Er war ganz interessant. Er ist ein ganz interessanter Typ natürlich, wie diese Jungs, ganz anders als wir das kennen. Reiterlich in der frühen Phase der Jean-Claude in den ersten Jahren, Jean-Claude Disley, das sind alles natürlich Persönlichkeiten gewesen, die prägen, aber ich habe sicherlich viele vergessen, denen ich auch Dank schulde, die bereit waren, nicht an ihrem Können und Wissen partizipieren zu lassen.

[SPEAKER 1]Nächste Frage, wenn du Reitern und Pferdeliebhabern dieser Welt eine Sache auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 2]Keep it simple.

[SPEAKER 1]Das schließt sich an, sehr gut. Und dann, last not least, Pferde sind für mich.

[SPEAKER 2]Ja, das Leben. Meine erste Erinnerung geht an ein Pferd. Ich bin auf allen Vieren gekrabbelt, das ist eine vage Erinnerung. Meine Eltern hatten ein Gespann, mein Vater ein schwarzes Pferd dabei. Das war so ein bisschen griffig halt. Wenn da jemand Fremdes auf die Wiese ging, dann hat er das nicht gemacht. Es hieß für alle, macht einen Bogen um den. Ich hab das noch nicht gewusst und bin auf allen Vieren. Als der vom Heuwagen stand, der abgeladen wurde, unter ihm durchgekrabbelt, hat er mich so am Wickel genommen, hat mich ordentlich geschüttelt in der Luft und durch die Luft geworfen. Und dieses Gefühl ist in Erinnerung geblieben. Und das hätte bedeuten können, nie wieder Pferde. Aber ich fand das so toll irgendwie. Ich nehme mal an, da hat mich das Pferd wirklich am Wickel gepackt und seitdem nicht mehr losgelassen. Das ist meine allererste Erfahrung gewesen. Und ich will das mit den Worten Arnold Rochers Als er zum guten Schluss diese Erde verließ, sagt er zu mir, kein Grund traurig zu sein, wenn du jetzt hier sitzt. Ich bin 92 Jahre alt geworden, es hat fast keinen Tag in meinem Leben gegeben, wo ich nicht Pferdegeruch in der Nase hatte. Der Lord, der Herr, hat mir eine gute Frau gegeben, die mich ein ganzes Leben lang begleitet. Da hat er gesagt, also was will ich mehr? Was die Pferde angeht, bei mir war es fast ähnlich. Bis heute fast keinen Tag, an dem ich nicht Pferdegeruch in der Nase hatte. Ja, das ist das Leben, das man irgendwann gewählt hat und da steckt man drin und ich genieße es und möchte es auch nicht anders haben und habe auch derzeit mit Rika eine Frau, die es genauso sieht und das versuche ich auch den Menschen mitzugeben, mit Pferden sich zu befassen. Heute ist nicht mehr Lebensnot, wenn diese eine Leidenschaft und wenn wir es als eine positive Leidenschaft sehen und nicht zu verbissen sehen, sondern als ein Geschenk, glaube ich, dann sind wir alle auch für die Pferde auf einem guten Weg.

[SPEAKER 1]Großartig. Vielen Dank, lieber Piet. Schön, dass du bei uns warst. Gerne. Alles Gute und bis bald.

[SPEAKER 2]Danke dir auch.

[SPEAKER 1]Das war der Podcast mit Peter Kreinberg. Alle weiteren Informationen zu Peter und seiner Arbeit findest du wie immer in den Show Notes. Wir freuen uns weiterhin über deine Bewertungen auf allen Podcast-Plattformen, auf denen wir zu finden sind. Wenn dir unsere Arbeit gefällt, like uns auf Facebook, Instagram oder YouTube, egal wo. Wir freuen uns über jede positive Bewertung. Bis zur nächsten Woche beim Pferdia Podcast. Das war’s. Tschüss.

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