Coolness & Trittfestigkeit für Dressurpferde

Pferde cool und trittfest machen
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Das Viereck steht unter Wasser. Auch da, wo die Pirouette geritten werden soll. Der Horror? Tja, kann passieren! So erging es zum Beispiel Uta Gräf in einer Turnierprüfung. Damit solche Erlebnisse Dressurreiter und ihre Pferde nicht kalt erwischen, bereiten Ausbilderinnen wie Ingrid Klimke und Uta Gräf ihre Pferde gezielt darauf vor. Lies, welche Übungen helfen, damit auch Dein Dressurpferd gelassen in jeder Situation bleibt.

Pferde an unbekannte Gegenstände gewöhnen

Vier Zuschauer spannen Regenschirme hinter der Bande des Reitplatzes auf. Ein junger Hengst ist auf dem Platz, er lugt hinüber zu den Schirmen. Uta Gräf kommentiert: „Das ist eine alltägliche Sache, die oft zu wenig geübt wird!“ Aber hier auf dem Gut Rothenkircher Hof, dem Zuhause von Uta Gräf, da wird es geübt. Damit das junge Pferd die Angst vor den Schirmen verliert, soll die Reiterin erst auf dem dritten Hufschlag an den Zuschauern mit Schirm vorbeireiten, dann auf dem zweiten und erst wenn das beides funktioniert, auf dem ersten Hufschlag gehen. Dabei darf sie das Pferd deutlich nach innen stellen.

Uta Gräf hat sich diese Abfolge für Reiterin und Pferd bewusst überlegt: „Das ist besser, als wenn man auf dem ersten Hufschlag anfängt und das Pferd dann nach innen driften lässt“, erklärt sie, wichtig wäre dabei „bei dem gewählten Hufschlag zu bleiben.“

Uta Gräf achtet darauf, dass die Hände der Reiterin nicht starr werden, obwohl der Hengst angespannt wirkt: „Die Hände ein bisschen bewegen und weich werden.“ Als der junge Hengst sich auf dem ersten Hufschlag an den Regenschirmen vorbeireiten lässt, wird die Übung beendet. Bevor er komplett aus der Bahn geht, lässt Uta Gräf die Reiterin nochmal an der Stelle vorbeigehen, wo die Zuschauer stehen, aber diese lassen nun ihre Regenschirme zu. „Ich möchte einen Abschluss bereiten, mit dem sich das Pferd wohlfühlt“, sagt die Ausbilderin.

Just Paul unter Ingrid Klimke
Stefan Schneider ist Spezialist für die Grunderziehung am Boden.

Entspannte Pferde ausbilden

Dressurausbilderin Uta Gräf ist dafür bekannt, dass ihre Pferde besonders entspannt und gelassen sind und naturnah gehalten werden. Sie arbeitet im Team mit ihrem Mann, dem Tierarzt und Working-Equitation-Reiter Stefan Schneider. Dieser ist zudem spezialisiert auf die Grunderziehung am Boden. Er übernimmt diesen Ausbildungsteil komplett für alle jungen Pferde auf dem Gut Rothenkircher Hof, auf dem beide zuhause sind.

Ab wann soll ein Pferd ins Gelände?

Dass ihre Pferde – und zwar auch die Grand-Prix-Pferde – ins Gelände gehen, ist für sie genauso selbstverständlich wie es für Ingrid Klimke dazu gehört. Und zwar von Anfang an! Damit die Pferde unterschiedliche Böden und Wetterlagen kennen lernen sowie an Umwelteinflüsse gewohnt sind, werden die jungen Pferde von Anfang an mit ins Gelände genommen. Wer unterschiedliche Böden vermeidet, nie ins Gelände geht und selten woanders trainiert als in der heimischen Halle, macht es sich und dem Pferd langfristig weitaus schwerer. Auch wenn der Fokus auf dem Prüfungsviereck liegt. Dort finden sich ebenso flatternde Objekte, große Pfützen und unterschiedliche Bodenverhältnisse. Wer das übt und sich über jede Pfütze, die eine Gelegenheit bietet, freut, der kann unangenehme Überraschungen später, wenn es darauf ankommt, vermeiden.

Mein Pferd ist guckig – so reagiert der Reiter am besten

Im Online-Kurs auf wehorse sind Just Paul und Ingrid Klimke zunächst auf einem Feldweg zu sehen – Just Paul geht ganz am Rand der Pfütze entlang, sichtlich guckig und versucht sich noch vorbei zu schummeln. Die gleiche Pfütze durchreitet Ingrid Klimke mehrmals, im Trab tritt der Wallach schon deutlicher hinein, auch wenn er dabei noch auf den Rand der Pfütze schielt. Wichtig ist, beide Seiten zu erarbeiten. Denn aus Pferdesicht sehen Pfützen von der anderen Hand angeritten anders aus!

Im Galopp, nach der mehrmaligen Übung zuvor, geht Just Paul schließlich ohne zu zögern hindurch. Das Gleiche wiederholt die Ausbilderin später im Film auf dem Reitplatz. Schließlich lässt sich Just Paul auch in Dehnungshaltung, also innerlich losgelassen und auch äußerlich entspannt, durch die Pfütze reiten.

Stefan Schneider Working Equitation
Das Gewöhnen an Wasserdurchritte ist für Dressurpferde sehr wichtig.

Wenn das Prüfungsviereck unter Wasser steht

Wasser ist kein Thema für Dressurreiter? Hier sieht man den gegenteiligen Beweis: Wie wichtig auch für Dressurpferde ein solches Gewöhnen an Wasserdurchritte ist, erkennt der Zuschauer hervorragend im Kurs von Uta Gräf. Da ist zu sehen, wie sie auf einem Turnier eine Galopp-Pirouette in einer riesigen Pfütze reiten muss, weil das Viereck unter Wasser steht. Und das auch noch bei Flutlicht! Das schreckt nun wirklich so einige Dressurpferde. Ist aber alles kein Problem, wenn solche Situationen daheim vorbereitet werden.

Auf Gelassenheit in jeder Alltagssituation achten

Es gibt eine Handvoll Dressurausbilder, die für besonders entspannte, gelassene Pferde bekannt sind. Neben Uta Gräf und Ingrid Klimke ist das unter unseren wehorse-Dressurausbildern zum Beispiel auch Warwick McLean und dessen Schülerin in punkto Bodenarbeit, Kader-Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl. Geheimnis von all diesen Dressurreitern in Punkto Gelassenheit ist stets das Gleiche: Die Erziehung zur Gelassenheit beginnt am Boden. Und die Pferde kommen raus auf die Wiese, manche von ihnen sogar in der Gruppe.

Bodenarbeit ins tägliche Training einbauen

Stefan Schneider nutzt für die Bodenarbeit ein Dually-Halfter, das mehr Führung und Sicherheit bietet, als ein weiches, breites Stallhalfter. Bei diesem Halfter ist ein Führseil über der Nase mit eingearbeitet. Carmen Thiemann, die Stallmanagerin von Ingrid Klimke, nutzt zum Beispiel ein Knotenhalfter für die Führübungen mit Just Paul. Auch das hat eine wesentlich direktere Impulsübertragung durch die dünnen Seile, als ein breites Stallhalfter.

Hengste ausbilden

An der Hand hat Stefan Schneider Charmeur Noir, einen gekörten 3-jährigen Hengst von Lord Loxley. Er erklärt, warum die Grundlagen Antreten lassen und Zurückschicken essentiell sind – denn genau darum geht es auch später, wenn zum Beispiel verladen werden soll, oder das Pferd über einen ungewohnten Boden geführt werden soll. Gibt es hier Probleme, dann zeige das nur auf, dass bei Grundlagen, nämlich Respekt, Vertrauen und Reaktion auf die Hilfengebung des Menschen, noch etwas nicht stimme.

Horsemanship für Jungpferde

Nachdem Charmeur Noir gut auf das Anführen und Stehenbleiben reagiert, zeigt ihm Stefan Schneider eine Plane. Diese hält er in seiner freien Hand. Es geht darum, dass das Pferd merkt, es passiert ihm nichts. Weicht der Hengst der Plane aus, bleibt Stefan Schneider mit der Plane in der Hand am Pferd. Er bewegt sich mit dem Pferd mit, nimmt den Reiz nicht weg, solange dieses weicht. Doch in dem Moment, wo der Hengst stehenbleibt und den Reiz, was die Plane nun mal für ihn ist, toleriert, nimmt der Ausbilder sie vom Pferd weg. So lernt das Pferd, was erwünscht wird. Hier geht es wirklich um gute Reaktion des Menschen, damit das Pferd eine Chance hat, zu lernen.

„Das Vertrauen muss größer werden als die Angst!“, ist Stefan Schneiders Wahlspruch für diese Arbeit. Ein Spruch, der für die komplette Ausbildung stehen kann. 

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