Zaumzeug – die Qual der Wahl

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Die riesige Auswahl an unterschiedlichem Zaumzeug kann den Reiter von heute schon mal überfordern. Es gibt sie in allen möglichen Ausführungen, Formen und Zusammensetzungen. Wie findet man da die richtige für sein Pferd und worauf kommt es überhaupt an? Dieser Beitrag gibt dir einen Überblick über gängige Arten von Zaumzeug und stattet dich mit dem Grundwissen aus, das dir die Suche nach dem perfekten Zaumzeug vielleicht gar nicht mehr so aussichtslos erscheinen lässt.

Warum nutzen wir überhaupt Zaumzeug?

Allgemein dient das Zaumzeug der Einwirkung auf den Kopf des Pferdes, um sein Tempo, die seitliche Stellung des Kopfes und die Halshaltung zu beeinflussen. Im Laufe der langen Geschichte der Reiterei sind die verschiedensten Zaumzeuge entwickelt worden. Zäume bestehen jedoch in der Regel aus folgenden Grundelementen:

  • Ein Wirkelement, das auf Genick, Maul und/oder Nase einwirkt.
  • Ein Zugelement, das Zug von der Hand auf das Wirkelement überträgt.
  • Riemen, die die Wirkelemente am Kopf in der gewünschten Position halten

Das Wort „Wirkung“ schwingt hier überall mit. Mit dem Zaumzeug wirken wir auf das Pferd ein – das sollte aber nicht direkt negativ interpretiert werden. In ihrem ursprünglichen Sinne ist das Zaumzeug dazu da, um mit unserem Pferd zu kommunizieren, es sanft zu leiten und eine Verbindung aufzubauen. Zum Druckmittel oder zur Schmerzursache für das Pferd kann sie nur werden, wenn der Reiter das falsche Zaumzeug auswählt, es falsch verschnallt oder falsch einsetzt. Deshalb ist es auch so wichtig, genau zu wissen, wie welches Zaumzeug wirkt, wenn man sie wie verschnallt und benutzt.

Gehört ein Reithalfter immer zum Zaumzeug dazu?

In der heutigen Reiterei wird häufig, zusätzlich zur grundlegenden Trensenzäumung, ein Reithalfter verwendet. Je nach Art des Reithalfters kommt es mit einem Nasenriemen oder einer Kombination aus Nasen- und Sperrriemen daher. Egal, ob du strikt dagegen bist oder ob du dir gar nicht vorstellen kannst, ohne zu reiten, unser Tipp: Hinterfrage einmal warum du mit oder ohne reitest.

Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu, ob ein Nasen- und Sperrriemen heute überhaupt noch benötigt werden. Hier einige Argumente dafür und dagegen:

Argumente für Nasen- und Sperrriemen

  • „Der Druck auf Genick und Maul wird durch den Nasenriemen mehr verteilt und bestimmte Punkte werden mehr entlastet.“
  • „Der Unterkiefer des Pferdes wird gestützt.“
  • „Das Reithalfter schützt gegen zu starke Einwirkung am Kieferknochen.“
  • „Nasen- und Sperrriemen verhindern, dass sich das Pferd durch ein Aufsperren des Mauls den Hilfen des Reiters entzieht.“

Argumente gegen Nasen- und Sperrriemen

  • „Bei einem hochsitzenden Nasenriemen entfällt die Druckverteilung und wenn der Reiter sanft einwirkt und die Zäumung richtig verschnallt ist, sollte kein unangenehmer Druck für das Pferd entstehen – auch ohne Nasen- und Sperrriemen.“
  • „Der Sperrriemen wurde zu Kriegszeiten für unerfahrene Reiter entwickelt, die schnell reiten lernen mussten und den Pferden bei Grabensprüngen und Ähnlichem aus der Unerfahrenheit heraus so sehr im Maul zogen, dass es Kieferbrüche gab, die durch Nasen- und Sperrriemen verhindert werden sollten. Das ist nicht mehr zeitgemäß – heute sollte man Kieferbrüche durch gutes und pferdegerechtes Reiten verhindern, nicht durch eng geschnallte Riemen.“
  • „Ein zu eng verschnallter Nasen- und Sperrriemen kann Schmerzreaktionen des Pferdes kaschieren. Wenn das Pferd das Maul aufmacht oder sich gegen die Reiterhand wehrt, hat es etwas zu sagen. Der Fehler liegt dann beim Reiter und geht nicht durch ein Zusperren des Mauls weg, sondern durch besseres Reiten.“
  • „Bei einem Pferd, das sein Maul permanent aufsperrt, weil es zum Beispiel bei einem Rennen gegen die Hand des Jockeys geht, kann der Nasenriemen als Stütze dienen und die Kiefermuskulatur entlasten, bei Dressur- oder Freizeitpferden sollte das jedoch nicht notwendig sein – sie haben bei natürlicher und pferdegerechter Ausbildung keinen Grund, ihren Kiefer permanent aufzusperren.“

Das sind nur einige Argumente aber du siehst, dass es sich lohnt, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Wir möchten an dieser Stelle auch keine Empfehlung aussprechen oder uns für eine „Seite“ aussprechen, sondern dich nur dazu ermutigen, genau zu überlegen, welche Zäumung die richtige für dich und dein Pferd sein könnte. Entscheide nicht aus Argumenten heraus wie:

  • „Mit Sperrriemen sieht es schöner aus“
  • „Alle reiten so, also muss ich es auch“
  • „Ich habe gehört, dass ein fest geschnallter Sperrriemen die Anlehnung stabilisiert“
  • usw.

Das Allerwichtigste dabei: Egal, für was du dich entscheidest, achte darauf, dass die Zäumung richtig sitzt und du sie pferdegerecht verschnallst!

Das Gebiss am Zaumzeug
Die Zäumung hilft dir und deinem Pferd bei der Kommunikation.

Gibt es das eine perfekte Zaumzeug?

Man hört manchmal Sätze wie: „Mein Reitlehrer schwört auf das Hannoversche Reithalfter, ich reite immer damit.“ Oder: „Gebisslos reiten ist das einzig Wahre, andere Zäumungen schaden dem Pferd.“

Das sind pauschale Aussagen, mit denen eine Allgemeingültigkeit mitschwingt, die so nicht gegeben ist. Es kann ein besserer Weg sein, anstatt nach einem Hören-Sagen eine Zäumung auszuwählen, sich zu fragen: „Was braucht eigentlich mein Pferd gerade?“ Ein Zaumzeug, das für ein bestimmtes Pferd gut funktioniert, kann für ein anderes weniger geeignet sein und anders herum. Es kann sein, dass eine Zäumungsart für dich und dein Pferd jahrelang wunderbar funktioniert, es kann aber auch sein, dass sich die Gegebenheiten, euer Ausbildungsstand oder eure Ziele ändern – dann passt es für euch vielleicht zu einem bestimmten Zeitpunkt am besten, die Zäumung zu wechseln.

Die klassische Ausbilderin Anja Beran zum Beispiel, die für ihre absolut pferdegerechte und schonende Ausbildungsweise bekannt ist, nutzt bei Pferden, die sich bei einer falschen Vorausbildung ein Sperren mit dem Maul angewöhnt haben, auch mal einen Sperrriemen – er dient dann zur Korrekturhilfe für das Pferd, um ihm die richtige Idee zu geben. Ganz wichtig dabei: Er ist sehr locker verschnallt, so dass das Pferd ganz natürlich atmen und kauen kann. Irgendwann braucht das Pferd den Riemen dann nicht mehr und es wird eventuell auf eine andere Zäumung gewechselt. Andere Pferde reitet sie ohne Sperrriemen, je nach dem, was das Pferd gerade braucht.

Denke immer daran: Die Zäumung ist für das Pferd da und nicht gegen es. Die Zäumung soll dir und deinem Pferd bei eurer Kommunikation helfen – auf eine angenehme Art und Weise. Wie das aussieht, kann bei unterschiedlichen Pferden variieren.

Das richtige Verschnallen ist das A & O

Noch entscheidender als die Wahl des Zaumzeugs ist seine richtige Verschnallung. Jede Zäumung kann, falsch verschnallt, zum unangenehmen Fremdkörper oder sogar zur Verletzungsgefahr für das Pferd werden.

Ein Schlüsselaspekt dabei: Der Sperrriemen oder auch „Pullerriemen“ genannt. Über ihn wird in Reiterkreisen viel diskutiert (siehe oben). Ob man ihn nun zu Korrekturzwecken und zur Unterstützung benutzt oder nicht – entscheidend ist, dass er richtig verschnallt wird. Richtig verschnallt bedeutet dabei NICHT, dass er um die Nase und das Maul des Pferdes herum festgezogen wird! Er ist nicht dazu da, das Maul des Pferdes zuzuSPERREN. Der SPERRriemen trägt seinen Namen, weil er ein angewöhntes Sperren des Pferdes mit dem Maul gegen die Reiterhand korrigieren soll – nicht aber durch ein Zusperren des Mauls, sondern durch eine feine Hand, die es zum Kauen anregt, während der Sperrriemen nur als sanfte Begrenzung dient, um dem Pferd die richtige Idee wiederzugeben.

Schon in der H.Dv.12, der Heeresdienstvorschrift, auf der auch die Richtlinien der Deutschen Reiterlichen Vereinigung beruhen, steht geschrieben (hier in Bezug auf den Kinnriemen des Hannoverschen Reithalfters): „Der Nasenriemen soll etwa 80 mm über dem oberen Nüsternrand liegen, der Kinnriemen nur so eng geschnallt sein, dass das Pferd noch kauen kann.“

Wichtig: Das Gleiche gilt für den Nasenriemen! Ist der Sperrriemen locker, der Nasenriemen jedoch zu fest, kann das Pferd trotzdem nicht kauen. Beim Nasenriemen gilt immer: Zwei aneinandergelegte Finger müssen senkrecht zwischen Nasenrücken und Nasenriemen passen (nicht an der Seite messen, die Weichteile verfälschen das Ergebnis!). Nur wenn das Pferd mindestens 19 mm Freiheit zwischen den Schneidezähnen hat, kann es wirklich kauen, bei größeren Pferdeköpfen sogar noch mehr.

Zaumzeug Nasenriemen überprüfen
Achte darauf, dass beim Trensen alles richtig sitzt.

Sei da also bitte ehrlich zu dir und deinem Pferd, wenn du mit Nasen- und/oder Sperrriemen reitest: Ist er wirklich locker genug verschnallt, damit dein Pferd noch richtig kauen kann?

Aber nicht nur Sperr- und Nasenriemen müssen richtig sitzen. Das Genickstück muss hinter den Ohrenknorpeln liegen, sodass das Pferd die Ohren frei bewegen kann und es keinen Druck verspürt. Der Stirnriemen darf deshalb nicht zu kurz sein und sollte unterhalb der Ohren bequem am Pferdekopf anliegen. Die Backenstücke dürfen nicht schlackern und liegen ca. 40 mm hinter der Hochbeinleiste. Der Kehlriemen muss so weit geschnallt sein, dass bei beigezäumten Pferd zwischen dem Riemen und dem Kehlgang die flache Hand Platz hat.

Besondere Eigenschaften bei unterschiedlichem Zaumzeug

Trensenzaum

Dieses Zaumzeug ist sozusagen das grundlegende Modell und besteht aus einem Genickstück, zwei Backenstücken, einem Kehlriemen, einem Stirnriemen und dem Mundstück – der Trense. Das Genickstück ist dafür verantwortlich, das gesamte Gewicht des Trensenzaums zu tragen und darf deshalb nicht zu dünn gewählt werden, weil er sonst einschneidet. Der Stirnriemen verhindert, dass der Zaum nach hinten rutscht. Durch den Kehlriemen kann sich das Pferd das Zaumzeug nicht selbst vom Kopf ziehen, er ist meistens direkt mit dem Genickstück verbunden.

Deutsches Reithalfter

Das deutsche Reithalfter ist eines der ältesten Reithalfter und wurde schon in der Kavallerie genutzt. Es besteht aus einem Riemen, der durch Schlaufen an den Backenriemen geführt wird und so Nasen- und Kinnriemen bildet. Er sollte etwa zwei Finger breit unter dem Jochbein sitzen und nur so festgeschnürt werden, dass mindestens zwei Finger zwischen Riemen und Nase passen.

Hannoversches Reithalfter

Das hannoversche Reithalfter wurde 1900 in Hannover für die häufig zum Ramskopf neigenden Hannoveraner entwickelt. Es besteht aus einem Genickstück und zwei Backenstücken, an die der Nasenriemen und die beiden Kinnriemen befestigt werden. Der Nasenriemen soll dabei etwa vier Finger breit über den Nüstern liegen, aber unbedingt auf dem knöchernen Teil der Nase, da ein zu tief verschnallter Nasenriemen die Lufttrompete beeinträchtigen kann.

Das Besondere beim hannoverschen Reithalfter ist, dass der Nasenriemen über den Gebissringen liegt und in der Kinngrube verschnallt wird. Das hannoversche Reithalfter ist am ehesten für Pferde mit großen Köpfen und Maulspalten geeignet.

Englisches Reithalfter

Das englische Reithalfter besteht, ähnlich wie das hannoversche, aus einem Genickstück und zwei Backenstücken sowie einem Nasenriemen. Der Nasenriemen sitzt allerdings deutlich höher und sollte zwei bis drei Zentimeter unter dem Jochbein liegen. Die Druckverteilung von den Laden auf den Nasenrücken findet hier nicht mehr statt, der Nasenriemen kann lediglich das Aufsperren des Mauls verhindern (siehe oben). Auch hier ist es wieder essentiell, dass der Nasenriemen so locker verschnallt ist, dass das Pferd problemlos kauen kann. Das englische Reithalfter ist aufgrund der Lage des Nasenriemens für fast alle Pferde geeignet, auch für kleine Köpfe und kurze Maulspalten.

Kombiniertes Reithalfter

Das kombinierte bzw. irische Reithalfter ist aufgebaut wie ein englisches Reithalfter, hat aber zusätzlich noch einen dünnen Sperr- bzw. Pullerriemen, der durch eine Schlaufe am Nasenriemen befestigt und in der Kinngrube geschlossen wird. Wie oben beschrieben sollte der Sperrriemen für die meisten Pferde nicht gebraucht werden. Er kann – sehr locker verschnallt – als Korrektur bei einem Pferd dienen, das sich angewöhnt hat, das Maul stark aufzusperren, um gegen die Reiterhand zu gehen, ist aber für die meisten Pferde überflüssig (siehe Erklärung oben).

Schwedisches Reithalfter

Das schwedische Reithalfter ist exakt wie das kombinierte Reithalfter, nur das der Nasenriemen mit einer Umlenkrolle geschlossen werden kann und dadurch ähnlich wie ein Flaschenzug funktioniert. Der Nasenriemen kann dadurch sehr schnell zu eng verschnallt werden, weil man die Kraftübersetzung unterschätzt.

Mexikanisches Reithalfter

Beim mexikanischen Reithalfter gibt es zwei verschiedene Varianten, die manchmal als die „echte“ und die „unechte“ bezeichnet werden. Generell ähnelt das mexikanische Reithalfter sehr dem kombinierten Reithalfter. Der Nasen- und Sperrriemen kreuzen sich hier auf dem Nasenrücken des Pferdes.

Bei der „unechten“ Variante bestehen die beiden Riemen aus zwei einzelnen Riemen. Der Nasenriemen wird unter dem Unterkiefer verschlossen und der Sperrriemen über dem Gebiss in der Kinngrube.

Bei der „echten“ Variante bestehen die Riemen aus zwei langen Riemen, die sich auf dem Nasenrücken kreuzen und am Ende mit dem Ende des anderen Riemens verschlossen werden. Bei beiden Varianten ist die Kreuzung durch eine gut gepolsterte Rosette befestigt.

Der Vorteil des mexikanischem Reithalfter ist, dass die Nase und die Nüstern freier liegen und so die Gefahr geringer ist, dass die Atmung behindert wird. Aber auch hier gilt: Unbedingt locker genug verschnallen, sonst werden auch hier Kautätigkeit und Atmung eingeschränkt!

Micklem-Reithalfter

Das Micklem Bridle ist laut den Herstellern so geschnitten, dass es jeglichen Druck auf die empfindlichen Stellen des Pferdekopfes vermeidet und so Schmerzen oder Druckstellen verhindert. Das Backenstück ist so konzipiert, dass es nicht auf dem Jochbein des Pferdes liegt. Der Nasenriemen sitzt etwas höher und anders als bei andren Reithalftern wird der Bereich der Backenzähne komplett freigelassen, was verhindern soll, dass das Reithalfter auf den Nasenrücken drückt und andere Nerven reizt.

Das Micklem-Zaumzeug galt eine Zeit lang als DER Trend unter dem Zäumungen. Es gibt ganz unterschiedliche Erfahrungsberichte. Einige Quellen sagen, es wirke schärfer als andere, da der Zug vom Zügel nicht nur auf das Gebiss, sondern auch direkt auf die Nase übertragen werde. Andere erklären das zum Mythos. 

Es spricht nichts dagegen, die Micklem-Zäumung einmal zu testen. Auch hier gilt wieder: Verschnalle den Kinnriemen unbedingt locker genug und achte genau auf die Reaktionen deines Pferdes. Reagiert es feiner? Wirkt es entspannter? Oder verkriecht es sich hinter deinen Hilfen und schlägt sogar mit dem Kopf? Wenn Du genau hinschaust und -hörst, kann dir dein Pferd in vielen Fällen bei der Entscheidung für das richtige Zaumzeug helfen.

Gebisslose Zäumung

Natürlich gibt es auch spezielle gebisslose Zäumungen. Die Frage, ob man mit oder ohne Gebiss reitet, muss jeder für sich und sein Pferd selbst entscheiden. Wir möchten das Thema hier nur anschneiden, da es ein ganz eigenes Feld unterschiedlicher gebissloser Zäumungen eröffnet, das den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Eins kann aber gesagt werden: Auch hierbei ist es wichtig, zu hinterfragen, warum du gebisslos reiten möchtest und was das für Vor- oder Nachteile mit sich bringen kann. Auch eine Kombination ist möglich: Manchmal mit Gebiss, manchmal ohne.

Bei einer gebisslosen Zäumung ist es besonders wichtig, sich im Voraus damit zu beschäftigen, wo die jeweilige Zäumung auf das Pferd einwirkt. Um dir einen ersten Überblick über gebisslose Zäumung zu machen, empfehlen wir dir unseren Blogbeitrag zum dem Thema.

Reit- und Show-Star Alizée Froment beweist eindrucksvoll, dass eine reelle Anlehnung, eine aktive Hinterhand und ein Schwingen über den Rücken auch mit einer gebisslosen Zäumung möglich sind. Auch Alizée nutzt übrigens unterschiedliches Zaumzeug – mal mit und mal ohne Gebiss.

Die Kandarenzäumung

Sie besteht aus einem englischen Reithalfter mit zwei Backenstücken, an denen zwei Gebisse befestigt werden – die Kandare und die Unterlegtrense. Die Kandare erzeugt, anders als die Trense, eine Hebelwirkung und wirkt daher deutlich direkter und schärfer auf das Pferdemaul ein. Sie gehört nur in erfahrene Hände und der Reiter muss den richtigen Umgang mit der Kandarenzäumung Schritt für Schritt lernen!

Fazit zu verschiedenem Zaumzeug

Informieren, ausprobieren, richtig verschnallen, auf dein Pferd hören und immer hinterfragen, ob du fein einwirkst – so findest du die passende Zäumung für dich und dein Pferd. Wir hoffen, du kannst aus dem Beitrag und unseren Videos etwas für dich mitnehmen. Wir wünschen dir viel Freude dabei und vor allem eine erfüllte Zeit mit deinem Partner Pferd!

Gebisse & Reithalfter – welches Zaumzeug ist im Turniersport erlaubt?

Welche Gebisse und Reithalfter sind nach der aktuellen LPO in welchen Prüfungen erlaubt?
Damit du auf Turnier nicht mit verbotener Ausrüstung an den Start gehst, haben wir dir hier die erlaubten Gebisse und Reithalfter zusammengefasst.

Den meisten Reitern ist nicht klar, welche Gebisse und Reithalfter sie auf Turnieren verwenden dürfen. Wir klären dich auf:

Egal welches Gebiss oder welches Reithalter du verwenden willst, musst du dir immer eine Frage stellen:

1. Entspricht die Ausrüstung, die du verwenden willst, den Regeln der Reitlehre und den Grundsätzen der Unfallverhütung und des Tierschutzes?

2. Ist die Ausrüstung ungeeignet, bei normaler Anwendung Verletzungen zu verursachen?

Wenn du eine dieser beiden Fragen mit NEIN beantworten kannst, dann ist deine Ausrüstung auf Turnieren definitiv nicht zugelassen und du solltest auch zuhause nicht damit reiten.

Wenn du beide Fragen mit JA beantworten kannst, dann ist für dich diese Tabelle entscheidend:

Gebisse

LPO erlaubte Gebisse


Quelle: LPO Leistungs-Prüfungs-Ordnung 2018, FN

Egal, welche Disziplin du reitest, die Gebissstärken (gemessen im Maulwinkel) sind immer gleich:

  • Ponys: 10 bis 18 mm
  • Pferde: 14 bis 21 mm
  • Unterlegtrense: 10 bis 16 mm, an der dünnsten Stelle mindestens 8 mm

Dressur

In Dressurprüfungen, die auf Trense geritten werden, sind grundsätzlich nur Wassertrensen, Olivenkopftrensen, Renn-(D-) Trensen und Schenkeltrensen ohne Stegbefestigung erlaubt. All diese Gebisse dürfen sowohl einfach, als auch doppelt gebrochen sein und eine Zungenwölbung haben. Außerdem ist das Verwenden von Gummischeiben erlaubt. Die Gebisse dürfen sich allerdings nicht arretieren lassen, d.h. sie dürfen nicht zur Stange werden, sobald sie unter Zug stehen. Die gleiche Regelung gilt auch für alle Eignungsprüfungen.

Für Dressur-Prüfungen, die auf Kandare geritten werden gilt: es muss sowohl mit Kandare, als auch mit Unterlegtrense geritten werden. Eine Kinnkette ist vorgeschrieben und das Verwenden einer Kinnkettenunterlage optional.

Springen

Beim Springen sind deutlich mehr Gebisse erlaubt, allerdings gibt es auch hier Einschränkungen:

In Springprüfungen der Klasse E sind Wassertrense, Olivenkopftrense, Renn-(D-) Trense und Schenkeltrense (mit und ohne Stegbefestigung) erlaubt. Zusätzlich dürfen alle Gebisse auch mit Gummischeiben verwendet werden.

Ab Springprüfungen der Klasse A bis Springprüfungen der Klasse M*, sowie in Springpferdeprüfungen der Klassen A-M ist zusätzlich zu den in der Klasse E erlaubten Gebissen das Reiten mit Pelham und mit Drei-Ringe-Gebiss erlaubt.

Ab Springprüfungen der Klasse M** darf mit beliebiger Zäumung mit Gebiss oder gebisslos, mit und ohne Reithalfter, geritten werden, sofern die beiden grundsätzlichen Fragen mit JA beantwortet werden können.

Reithalfter

Grundsätzlich sind nach der LPO vier Reithalfter erlaubt:

  • Hannoversches Reithalfter
  • Englisches Reithalfter
  • Kombiniertes Reithalfter
  • Mexikanisches Reithalfter

Bei der Verschnallung des Reithalfters ist zu beachten, dass es leicht anliegt und trotzdem weder die Atmung des Pferdes beeinträchtigt, noch die Maultätigkeit des Pferdes unterbinden.

In Dressurprüfungen, die auf Kandare geritten werden, ist das Englische Reithalfter das einzig erlaubte.

In Springprüfungen bis zur Klasse M* sind grundsätzlich alle vier Reithalfter erlaubt. Reitet man allerdings mit Pelham oder Drei-Ringe-Gebiss darf man nicht mit Hannoverschem Reithalfter Reiten. Ab der Klasse M** darf die Zäumung – wie auch das Gebiss – frei gewählt werden, solange die beiden Fragen mit JA beantwortet werden können.

Welche Gebisse und Reithalfter du auf Turnieren verwenden darfst, kannst du ganz genau in der aktuellen LPO (gültig ab dem 1. Januar 2018) ab Seite 79 (§70 Ausrüstung der Reitpferde) nachlesen.

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